Über Elliots Züchterin Petra

 
Ich sehe mich selbst nicht als Züchterin. Ich empfinde es eher als eine Aufgabe, die ich auf dieser Welt habe. Vielleicht ist es eine Art von Begabung, für unterschiedliche Menschen den jeweils richtigen Hund zu finden und sie zusammen zu bringen.
Briards sind ganz besondere Hunde! Und wenn es Zufälle gibt, dann findet ihr den Weg zu mir.
Wenn ich für meine Babys einen Traumplatz suche, dann geschieht dies bei mir immer mit dem Herzen. Welpeninteressenten schreiben mir oder rufen mich an. Dann lade ich sie zu einem ersten Besuch bei mir ein. Oft ist es dann so, dass ich das Tor öffne und mir denke: „Super, das könnte passen.“ Meist ist der erste Eindruck richtig.
Im gegenseitigen Vertrauen darauf, dass ihr einen Hund aus guter Abstammung und Aufzucht bekommt und ich mein Baby in gute Haltung und sorgfältige Pflege abgebe, sage ich „Willkommen in der Familie!“ Ab diesem Zeitpunkt seid ihr ein Teil meines Lebens. ihr bekommt etwas ganz Besonderes: ein Herz mit Fell drumrum, das bei mir das Licht der Welt erblickte und mit Sorgfalt und Liebe herangewachsen ist.
Immer wieder gibt es Menschen, denen ich absage. Bitte nicht böse sein, aber meine Bären haben einen so hohen Stellenwert für mich, dass ich einfach sicher sein möchte, dass es ihnen auch gut gehen wird. Manchmal habe ich da eben Zweifel und sobald ich mir unsicher bin, lasse ich lieber die Finger davon! Meine Hunde sind auch kein Spielzeug für Kinder. Alle meine Bären sind als Familienhund geeignet und gut verträglich mit Kindern, denen erklärt wurde, wie man mit Tieren im Allgemeinen umgeht und dass man sie respektvoll behandelt.
Wenn sich jemand einen Hund nimmt, ist das eine Verantwortung für mehr als 10 Jahre und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass meine Welpen einen Platz finden, wo sie glücklich sind und so alt werden dürfen, bis der große Manitou sie zu sich ruft.
Leider gehört auch dieser traurige Abschnitt dazu. Meist rufen mich meine Leute an und sind am Boden zerstört, weil der schlimmste Tag gekommen ist. Warum tut es so weh? Warum bricht ein Stück Welt zusammen? Ich kann euch nur sagen: weil sich Seelen gefunden haben, die voller Liebe waren und zusammenpassten. So sehr, dass ich weiß, dass es für meine Bären ein Traumplatz war.
Meinen ersten Wurf hatte ich am 18.09.1995. Ich werde ihn nie vergessen. Ich hatte solche Angst, ob ich wohl alles richtig mache und ich verbrachte Tag und Nacht in der Wurfkiste. Alle zwei Stunden fütterte ich alle 14 Welpen mit Welpenmilch. Da ich pro Fütterung aber länger als 2 Stunden brauchte, kam ich aus der Kiste gar nicht mehr raus. Oft schlief ich zwischen den Welpen vor Übermüdung ein. Ich kann mich noch gut an das Gesicht einer Züchterkollegin erinnern, als sie meine Babys im Alter von 4 Wochen sah. Sie sagte: „Oh! Petra, die sind ja viel zu dick. Wie oft fütterst du denn?“ „Ja alle 2 Stunden, so wie es im Buche steht“, antwortete ich. Ich hatte das Buch aber nicht bis zum Schluss gelesen, denn die Babys werden nur in den ersten Tagen so viel zugefüttert, aber nicht 4 Wochen lang!!!
So hatte ich 14 Welpen, die alle hinter mir her waren, denn ich war ihre zweite Mama. Und nun begann das Problem: Welche Plätze sind für meine „Kinder“ gut genug. Keiner war gut genug und ich brütete auf manchen Babys, da waren sie schon 14 Wochen alt, bevor ich die richtige Familie gefunden hatte. Aber so begann die Entstehung der wohl größten Familie der Welt.
Ich hatte mich entschlossen einen Welpen aus meinem ersten Wurf, der mein Leben so bereicherte und mit Liebe erfüllte, zu behalten Gleichzeitig hatte ich viele Menschen kennen gelernt, die zu meinen Freunden wurden. Von Wurf zu Wurf ging es so weiter und die DMdS – Familie wurde immer größer. Immer bemüht für ALLE da zu sein und intensiven Kontakt zu meinen Hundebesitzern zu halten, veranstalte ich immer wieder Treffen und Briardevents.
Meist beschränkt sich der Kontakt nicht nur auf das Wochenende, sondern auch unter der Woche ist bei uns oft „full house“.
Traurig macht mich nur, dass es mittlerweile so viele Familienmitglieder sind, dass ich manchmal mit den Anfragen nicht mehr nachkomme. Oft telefoniere ich mit 5 Besitzern je eine halbe Stunde und weiß dann, dass ich jetzt meine Arbeit machen und meine Hunde versorgen muss. Wenn dann mein Telefon wieder läutet und wieder läutet, dann geht es einfach wirklich nicht, dass ich mich melde.
Ab und zu gibt es auch Tage, an denen ich nicht einmal Zeit habe meine Mails ab zu fragen und dann häufen sie sich und ich bin die ganze Nacht am Schreiben und muss mich trotzdem kurz halten um auch alle beantworten zu können.
In solchen Momenten denke ich zurück wie vor Jahren alles mit meinen ersten Würfen begann. Zu Weihnachten bin ich mit Ikea Taschen voll beladen mit Weihnachtspackerl zur Post marschierte, um für jeden meiner Putzibären ein Weihnachtsgeschenk auf zu geben.
Keinen Hundegeburtstag habe ich vergessen und auch da gab es wieder Packerl mit Keksi, Ohrli und Spielzeug. Unter der Anschrift seiner Besitzer, stand der Name von meinem Putzibären.
Es waren schöne Zeiten, doch irgendwann konnte ich mir das wegen der vielen Hunde nicht mehr leisten.
Noch etwas macht mich traurig. Ich kann meine Putzibären nicht mehr aufnehmen, wenn die Besitzer in Urlaub fahren. Bei mir hier ist es  einfach viel zu klein. Ich habe aber die Hoffnung nicht aufgeben und vielleicht passiert irgendwann ein Wunder und eure Bärlis werden wieder Geburtstags- und Weihnachtspackerl per Post bekommen. Dann wisst ihr, Petra hat einen Lottosechser gemacht!!! Und natürlich würde ich dann wieder mit 40 Bären im Haus sitzen und mich freuen alle wieder zu sehen, während Frauli und Herrli ihren Urlaub genießen!
An dieser Stelle:
DANKE, für die Traumplätze für meine Hunde!!!
DANKE, für die vielen Besuche, die es mir ermöglichen meine Hunde wieder zu sehen!!!
DANKE, dass ihr bei den Events dabei seid und ich Kontakt zu meinen Hunden halten kann!!
Das macht mich wohl zur glücklichsten Züchterin dieser Welt! Trotzdem möchte ich euch aber noch folgende Gedanken mitgeben: Seid dankbar für jeden Tag, den ihr mit euren Hunden verbringen dürft. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Morgen mit einem Schwanzwedeln beginnt. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich ansieht und weiß, was der andere möchte. Man ist ein Team und man ist niemals alleine, wenn man einen Bären an der Seite hat. Die Zeit vergeht ohnehin viel zu schnell, genießt es.
Viele Menschen fragen mich: „Wie viele Hunde habt ihr?“ Meine Antwort lautet: „17.“ Meist kommt dann die die Frage: „Ah, ihr seid Züchter?“ Gerne würde ich dann nein sagen, denn eigentlich sehe ich mich ja wirklich nicht als Züchterin. Das zeigt sich ja auch daran, dass wir derzeit nur 2 aktive Zuchthündinnen haben. Opitou und Intschu hatten bis jetzt je einen Wurf!
Von den anderen 15 Hunden sind 10 Rüden! Viele Züchter sehen das nicht so wie wir, denn Hunde, die „nichts bringen“ haben bei ihnen keine Chance.
Wenn mich jemand auf die Anzahl der Rüden komisch anspricht, könnte ich immer die Wände hoch laufen, denn ich kritisiere ja auch niemanden, der Golf spielt oder sich ein teures Auto kauft oder für andere Dinge viel Geld ausgibt. Wir haben uns entschieden unser Geld für unsere Hunde aus zu geben, die uns unendlich viel Freude bringen, uns Liebe geben und uns mit ihrem Leben beschützen.
Dann haben wir da noch 3 Hündinnen im Ruhestand. Auch sie dürfen in unserem Rudel bleiben und ihre alten Tage genießen. Bitte stellt jetzt nicht die Frage nach dem Alter und den Sinn, denn da reagiere ich sehr empfindlich und bin schon einmal bereit so Sätze zu sagen wie: „Bringt deine Oma noch was oder wird sie deshalb ins Altenheim abgeschoben?“
2 Junghunde, deren Weg noch in den Sternen steht, leben ebenfalls noch in unserem Rudel. Auch wenn sie nicht in die Zucht kommen, werden sie bei uns bleiben.
Spätestens wenn ich erzähle, dass wir mit jeder Hündin normalerweise nur 3 Würfe machen, es sei denn sie haben einmal vielleicht nur 2 oder 3 Welpen und dann kommen sie schon in den wohlverdienten Ruhestand, dann kommt oft die Antwort: „Ok, ihr seid wirklich keine Züchter.“
Bisher haben wir auch Hündinnen von Freunden in Zuchtmiete genommen. Meist wollten sich „meine“ Leute ein Baby von der eigenen Hündin behalten. Unter der Rubrik Zuchthündinnen sind sie mit dem Zeichen „außer Haus“ markiert. Diese Hündinnen sind definitiv nicht in unserem Besitz, sondern bekommen nur ihre Welpen bei uns.
Eine besonders heiße Frage, die sogar schon das Finanzamt beschäftigt hat: „Bleibt bei so viel Liebhaberei noch irgendetwas übrig?“ Natürlich nicht!
Jeder kann sich ausrechnen was 17 Hunde kosten. Dazu kommen die Kosten für: viele verschiedene Ausbildungen, Reisen zu Shows, Ausflüge zur Hunderennbahn in Marchegg, zum Hundeschlittenfahren nach Sandl, zum Schutzhundetraining nach Fürstenfeld, zum Schafe hüten nach Niederösterreich, zum Breitensporttraining, zur BGH nach Villach, zum Spaziergang auf die Teichalm und zum Schwimmen unten am See.
Auch ein Stopp beim Fressnapf für Leckerlis und Spielzeuge und die notwendigen Einkäufe auf den Hundeausstellungen – dort sieht man uns dann mit Stapel von Hundedecken durch die Gegend laufen – haben den Betrag eines Einkaufs für eine Großfamilie.
Macht nichts, denn wir haben uns entschieden für unsere Hunde zu leben.
Aus diesem Grund dürfen unsere Hunde auch auf der Ledergarnitur sitzen, im Bett schlafen und mit uns morgens ein Frühstückskipferl essen.
Zu Weihnachten bekommen sie außer Packerln ein Festtagsmenü mit Lachs und Shrimps. Ich möchte eigentlich mit niemanden darüber diskutieren, ob dies alles Sinn macht und vertretbar ist, wenn irgendwo Menschen hungern. Wir haben keine Kinder, kein Interesse an Mode oder anderen Luxus, wir lieben unsere 17 Hunde und möchten sie einfach verwöhnen.
Unsere Nachbarn verstehen uns nicht, denn für sie sind wir sonderbare Menschen, die mit dem Hundewagen durch die Gegend fahren und nachts die Hunden den Berg rauf laufen lassen. Die aber viele Besuche bekommen, die auch alle so komische langzottelige Hunden und Autokennzeichen aus der Schweiz, Italien und Deutschland haben. Wahrscheinlich erzählen sie sich dann, dass es da noch mehr so Verrückte geben muss, die sogar wegen ihrer Hunde so weit fahren.
Klar muss man ein bisschen verrückt sein, wenn man sich für so ein Leben entschieden hat. Ich bin aber gerne anders als viele andere. Könnte ich die Zeit zurückdrehen und noch einmal 18 sein, so würde ich vieles anders machen. Ein Bauernhaus in Einzellage mit einem großen Grundstück herum, damit ich neben meinen 17 Hunden und den 7 Angorakaninchen auch noch Schafe, Ziegen ,Alpakas und Esel halten könnte.
Ihr seht: meine Hunde sind mein Leben. Ich kann auf ALLES verzichten, aber ohne meine Hunde sterbe ich.
Komm zu uns, wenn du Hunde magst bist du willkommen!
Eure Petra und die DMDS Briards